Pfingsten: Mut und Herausforderung

Impuls zu Pfingsten / 31. Mai 2020

Zu diesem Pfingstsonntag schreibe ich nun einen letzten Sonntagsimpuls. Begonnen hatten wir nach dem Shutdown mit dem 4. Fastensonntag am 22. März, um zunächst unseren Fastenweg weiter zu führen und zumindest einen kleinen persönlichen Gedanken zum Evangelium mitzugeben in Zeiten, in denen uns die Corona-Krise hart getroffen und unsere Welt erschüttert hat und in der wir keine gemeinsamen Gottesdienste feiern konnten.

„Wegerfahrungen“ hieß unser Thema während der Fastenzeit, vorbereitet schon im Februar, lange bevor uns Corona in Deutschland erreichte. Wegerfahrungen haben wir ganz viele machen können in den vergangenen Wochen und ganz anders, als wir es uns vorstellen konnten. Mit wie viel Motivation haben wir am Aschermittwoch den „Aufbruch“ gewagt – mit einem Rucksack, gefüllt mit guten Vorsätzen und gestärkt durch Gottes Wort! Und dann kam Coroana: Plötzlich war nichts mehr wie zuvor! Vieles wurde in Frage gestellt und immer wieder traten und treten Probleme auf, denen wir uns grundsätzlich stellen müssen – auch wenn wir Corona überwunden haben werden; z.B.: Wie werden eigentlich die Menschen bezahlt und untergebracht, die für unsere Lebensmittel arbeiten – seien es die Erntehelfer für Erdbeeren und den geliebten Spargel oder die Arbeiter in der Fleischindustrie? Unter welchen Bedingungen wird in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gearbeitet?

Die Kontaktsperre reduzierte unsere Kontakte auf ein Minimum. Wir blieben zu Hause aus Angst vor dem Virus – Angst um uns selbst und um unsere Lieben. Zum Glück haben wir viele Formen der Kommunikation und Verbundenheit finden können, die uns das Leben erleichtert haben und wodurch wir mit unseren Sorgen nicht alleine blieben.

Jetzt wagen wir vorsichtig Schritte zurück ins Leben und in den Alltag. Und doch: Die Sorge hält uns weiter gefangen, die Frage: Was wird kommen?

Das Evangelium vom Pfingstsonntag macht mir Mut und fordert mich gleichzeitig heraus:„… als die Jünger aus Furcht … bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! … Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“

Auch die Jünger hatten einen Aufbruch erlebt: Sie hatten Jesus getroffen, waren von ihm und seiner Botschaft berührt worden, hatten alles stehen und liegen gelassen und waren ihm gefolgt. Er war der ersehnte Messias, auf den sie all ihre Hoffnungen gesetzt hatten!

Und dann kam der „Shutdown“ – Karfreitag, der Tod Jesu am Kreuz, das Begraben all ihrer Hoffnungen. Sie zogen sich zurück in ihre Heimatorte, in ihren vertrauten Alltag, eingeschlossen aus Furcht vor Verfolgung, wenn sie sich öffentlich zu Jesus bekennen würden.

Doch an diesem Rückzugsort erfahren, erleben sie plötzlich Jesus, der mitten unter ihnen ist; der ihnen Beistand, Kraft, Mut, Entschlossenheit – den Heiligen Geist schenkt. Die Apostelgeschichte spricht von einem Brausen und von Feuer, vom „Feuer der BeGEISTerung“. Plötzlich wagen sich die Jünger auf die Straße und erzählen von Jesus und seiner Botschaft der Liebe Gottes zu allen Menschen.

Ich wünsche mir gerade jetzt – in Zeiten der Lockerungen in der Corona-Krise und zu Pfingsten – den Heiligen Geist, der uns Mut und Kraft gibt aufzubrechen – nicht kopflos und verantwortungslos, aber mit Entschlossenheit und BeGEISTerung, um die Botschaft Jesu weiter zu geben und zu leben: in der Sorge für meinen Nächsten (Wer braucht gerade meine Unterstützung? Ein aufmunterndes Wort oder tatkräftige Hilfe?) und im Einsatz für eine friedlichere und gerechtere Welt für alle Menschen – in unserer Gesellschaft, in Europa und in der ganzen Welt!

Ihre und Eure Christiane Rath

Evangelium nach Johannes

Spendung des Heiligen Geistes

19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Text aus der Einheitsübersetzung 2016, Joh 207,19-23

„Ein gutes Wort geht über jede Gabe“

Dieser Ausspruch stammt aus der Ordensregel des Heiligen Benedikt von Nursia, dem Schutzpatron Europas. Der Zusammenhang ist eine Anweisung an den Kellermeister des Klosters, der jedem zuweisen soll, was er braucht. Sollte er einmal einen berechtigten Wunsch nicht erfüllen können, dann solle er wenigstens ein gutes Wort mit auf den Weg geben, weil es in der Schrift heißt: „Ein gutes Wort geht über jede Gabe.“ In der Zeit, in der wir nicht zum Gottesdienst zusammen kommen konnten, haben sich viele gefunden, die bereit waren, mitzuarbeiten, damit auch in der Zeit der strengen Kontaktsperre immer wieder ein gutes Wort zu den Menschen kommen konnte. Allen, die dazu beigetragen haben, möchte ich im Namen aller ein herzliches Vergelt’s Gott sagen.

Frohe Pfingsten wünscht Ihr Timotheus Eller

Foto: Ant Rozetsky/Unsplash

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