Bauwerk St. Andreas
Das nach Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils kreierte, schnörkellose Konzept des Architekten Karl Otto Lüfkens hatte als Motiv das „Zelt Gottes unter den Menschen“ vor Augen, welches Geborgenheit bietet und die geistige Heimat unserer Gemeinde als „nomadisch durch die Wüste pilgerndes“ Volk Gottes im Sinne der Aufbruchsstimmung nach dem Konzil darstellt.
Ganz klassisch lässt Lüfkens drei Elemente himmelwärts ineinander übergehen:
Der pechschwarze Marmorboden des viereckig angelegten, die vier Himmelsrichtungen der erdgebundenen Welt des Gottesvolkes symbolisierenden Altarraumes fesselt die gesenkten Augenblicke der Weltbeziehung des Christen; um den viereckigen Altar gruppieren sich die Gläubigen und die Altardiener. Die so zugrundeliegende Kreuzform des liturgischen Versammlungsraumes verweist auf die Erlösungstat Christi: Wir sind schon erlöst, aber noch nicht vollendet.
Gelingt es dem Gottesdienstbesucher, den Prozess der Entweltlichung während der Eucharistie durch Anheben der Augen entlang den acht oktogonartig sich hoch streckenden Pfeiler nachzuvollziehen, dann gewinnt der Betrachter etwas von dem angestrebten Gefühl der Vollendung am achten Schöpfungstag – dem Jüngsten Gericht. Die von Gottes Barmherzigkeit allein gewonnene Heiligkeit symbolisiert der über allem wie ein Heiligenschein schwebende Strahlenkranz der 32 zylinderförmigen Reliefglaslampen.
Die Krönung erfährt das Bauwerk in dem dunkel gehaltenen „Zeltfaltdach“, welches mit Bezug auf den himmlischen Krönungsort des Christkönigs Jesus im kronenförmigen Dachabschluss durch einen Leuchter aus 12 Kugellampen als Symbole der Apostel zugespitzt wird, die in drei Vierergruppen um den Weltenherrscher (eine Goldkugel) gestapelt sind. Die Dachkonstruktion wird derartig geschickt von den acht Pfeilern „in Schwebe“ gehalten, dass eine enorme Leichtigkeit dieser Himmelsymbolik entsteht. Konsequent steht über der höchsten Stelle außen ein imposantes, weit in die Soerser Umgebung schauendes Kreuz im Zenit der zusammenkommenden acht Sternzacken der Dachkonstruktion aus Holzwerk.
Weil Lüfkens die von der Liturgiebewegung um Romano Guardini geprägte und von Rudolf Schwarz beschriebene „Ehrlichkeit“ der Kirchenarchitektur schätzte, lehnte er jedwede „Überflüssigkeit des Historismus“ ab und bevorzugte klare, wohlproportionierte Materialstruktur als neue Ausdruckssprache. Deutlich sichtbar ist innen das in weißen Ziegeln gehaltene Blendwerk der statisch aufwendigen Stahlbetonkonstruktion; dabei dienen die Schlitze durch ihren Mauerverband in wiederkehrend versetzten, dezent lebendig gehaltenen, in Reihen gestaffelten Zickzackmustern vor allem der Akustikoptimierung. Unterhalb des mit Stahlzügen zusammengehaltenen Faltdaches läuft bewusst sichtbar aus Industrieglas gefertigt ein Fensterband aus Dreiecken, dass auch die Zackenreihe als Bekrönung hervorhebt. Durch den ständigen Wechsel der Sprossenteilung wird in feinsinnigem Wechsel eine Horizontalbindung des Lichtbandes an den Steinbau und das Dach erzielt.
Außen ergänzt eine Feldbrandsteinverklinkerung diese Harmonie des Gesamtkomplexes, der in jeder Sichtachse gen Himmel strebt und von allen Seiten auch als Krone der Schöpfung angesehen werden kann. Dort im Mauerwerk findet man den eingemauerten Grundstein mit der Jahreszahl 1966, der von einer 1977 durch Bonifatius Stirnberg geschaffenen Andreasskulptur (an das Gabelkreuz gefesselt) überragt wird.
Ganz im Sinne von Lüfkens Klarheit der Materialien ragt innen eine Orgelempore aus Betonwerk mit deutlich sichtbarer Maserung durch die Verschalung produziert in den Kirchenraum hinein, um von oben her eine 1987 angeschaffte Verschueren-Orgel und den Gesang von Chören für alle Besucher sichtbar erklingen zu lassen.