Mobiliar


Mobiliar

Hier möchten wir Ihnen auszugsweise einige Kostbarkeiten vorstellen.

Barocke Ausstattung (Werkstatt der Kreuzherren)

Die innere Ausstattung von Kloster und Kirche war in erster Linie von künstlerisch und handwerklich begabten Laienbrüdern geschaffen worden, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine eigene Werkstatt unterhielten. Als am 23. Juli 1748 die Hintergebäude des Klosters von einem Blitz getroffen wurden, verbrannte die Schreinerwerkstatt. Ein Augenzeuge, der Bürgermeisterdiener und Aachener Chronist Johannes Janssen, nennt nicht weniger als „30 geschnitzelte holtzene bilder oder statuae […] sambt zugehörigen lambrien und zierrathen“, die dem Brand zum Opfer fielen. (zit. n. FÜRTH, Freiherr Hermann Ariovist von: Beiträge und Material zur Geschichte der Aachener Patrizier-Familien, Aachen 1890)

Als die barocke Kirche 1897 dem Neubau weichen musste, wurde die noch vorhandene Barockausstattung auseinander gerissen, da man für sie keine Verwendung mehr hatte. Nur Fragmente blieben erhalten. Im Zuge der Umgestaltung der 1960er Jahre hat man sie, soweit möglich, einfühlsam wieder in den Kirchenraum integriert.

Zwei Reliquiare

Holz, polychromiert   Mitte 18. Jh.

Holz, polychromiert Mitte 18. Jh.

Die beiden Reliquienbehälter an der Nord- und Südwand des Chors sind dem Kirchenbesucher wegen ihres Standortes meist verborgen. Es handelt sich um qualitätvolle Schnitzarbeiten, die noch ihre originale Farbfassung bewahrt haben.

Hinter den längsovalen Schauöffnungen erkennt man zwei mit Tüchern umwickelte Schädel, dazu Armknochen. Durch Papierfähnchen sind die sterblichen Überreste als Reliquien der Heiligen Benedict (S. Benedicto M.(artyro)) und Lucidus (S. Lucidi M.) identifiziert. Die Schädelreliquien tragen Messingkrönchen mit buntem Steinbesatz; die Reliquien sind mit Pailletten und Goldfäden aufwendig verziert.

Die auf Sichtbarmachung des Reliquieninhalts zielende Inszenierung ist typisch für das Barockzeitalter.

Taufbecken

Sockel: Marmor, 1. Hälfte 18. Jh.   Deckel: Messing geg., 17. Jh.

Sockel: Marmor, 1. Hälfte 18. Jh. Deckel: Messing geg., 17. Jh.

Das Taufbecken stand ursprünglich in der ehemaligen Taufkapelle im westlichen Eingangsbereich. Sein Sockel besteht aus grau-weiß-geädertem Marmor, der bauchig geschwungene Fuß zeigt das Kreuzherrnkreuz.

Nicht zugehörig sind der mehrfach profilierte Messingdeckel und das ausladende Taufbecken aus schwarzem Granit, die beide vermutlich aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen.

Heilige Familie

Öl auf Leinwand   Caspar de Crayer (Lüttich 1584-1669),   sign. DC 1657

Öl auf Leinwand Caspar de Crayer (Lüttich 1584-1669), sign. DC 1657

Der Maler Caspar de Crayer ist aus der Rubensschule hervorgegangen. Von ihm stammen zahlreiche Altargemälde (Averbode, Abteikirche).

Das Motiv der Heiligen Familie geht zurück auf die Schilderung der „Flucht nach Ägypten“. Daraus entwickelten sich auch die Bildthemen der Hin- bzw. Rückführung zum Tempel, sowie Darstellungen der Heiligen Familie bei häuslichen Beschäftigungen.

Der Rahmen wurde durch den oberen Aufsatz nachträglich barockisiert, wahrscheinlich in den 50er Jahren.

Die neugotische Ausstattung

1898 bis 1902 wurde nach Plänen des späteren Dombaumeisters Joseph Buchkremer der heutige Kirchenbau im Stil der damals populären Neugotik errichtet. Die reiche Ausstattung passte sich dem Stil des Neubaus von 1898-1902 an – ganz im Sinne des architektonischen „Gesamtkunstwerks“. Zugunsten neuer Ausstattungsstücke wurde das Mobiliar des barocken Vorgängerbaus aus dem Kirchenraum verbannt, um erst Jahrzehnte später wieder integriert zu werden. Weite Teile der neugotischen Ausstattung haben sich erhalten:

Kirchenbänke

Eichenholz   Um 1900/1902

Eichenholz Um 1900/1902

Die insgesamt 30 geschnitzten Kirchenbänke weisen einige Besonderheiten auf, die sich dem Besucher erst bei genauem Hinsehen erschließen: Sämtliche Wangen (Seitenteile) sind reich mit symbolischen und allegorischen Darstellungen verziert, darunter die Christussymbole Adler und Löwe, aber auch fabelhafte Mischwesen (Chimären). Die meisten Darstellungen repräsentieren Handwerksberufe: Zimmermann, Steinmetz, Schmied, aber auch ein Astronom und eine Nonne bei der Krankenpflege finden sich darunter. Die Darstellung eines Bergmanns im Stollen (rechte Bankreihe, 5. vom hinten) hängt mit der damals in der Aachener Region (Wurm-Revier) ansässigen Bergbau zusammen. Andere Figuren weisen einen direkten Bezug zum Neubau von Heilig-Kreuz auf: ein Mauermeister, der gerade einen Stein in ein Gewölbe einfügt (rechte Bankreihe, 2. von hinten) und ein Baumeister mit Grundrisszeichnung und dem Kirchenmodell von Heilig-Kreuz (linke Bankreihe, 4. von hinten). Hier handelt es sich um ein unverhohlenes „Porträt“ des Architekten Joseph Buchkremer. Das ihm beigesellte Spruchband beschwört geradezu programmatisch die Dauerhaftigkeit christlicher Tugenden: „Denk an die Ewigkeit“. Mit ihren um mahnende Sprüche (meist Psalmen und Lobpreisungen entnommen) ergänzten Darstellungen sind die Krchenbänke ein einzigartiges Zeugnis für das um die Jahrhundertwende noch sehr lebendige, vom christlichen Mittelalter determinierte Religionsverständnis.

Schutzheilige der Kirche

Hl. Ägidius

Eichenholz, 15. Jh.

Eichenholz, 15. Jh.

Der Hl. Ägidius lebte an der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert als Einsiedler in der Provence. Da er ein Kloster (Saint Gilles) gründete, wird er als Abt mit Stab und Buch, manchmal auch mit Mitra, dargestellt. Während der Zeit in der Einsiedelei wurde er durch die Milch einer Hirschkuh ernährt, weswegen diese später zusätzlich zu seinem Attribut wurde.

Verehrt wurde er besonders seit der Spätgotik in Deutschland und Österreich als einer der Vierzehn Nothelfer.

(Eine öfter dargestellte Szene aus seinem Leben ist die sogenannte Beichte Karls des Großen, zum Beispiel am Karlsschrein im Aachener Dom: Der Hl. Ägidius zelebriert eine Hl. Messe in Anwesenheit Karls, als ein Engel einen Zettel mit dessen Sünden bringt.)

Die Skulptur wurde 1882 von dem Aachener Bildhauer Wilhelm Pohl überarbeitet. Das Gewand wurde überschnitzt, Haare und Ohren ergänzt. Die Figur war ursprünglich farbig gefasst. Bei der Restaurierung entfernte man die Fassung, „so daß das reine Eichenholz wieder zum Vorschein kam.“ (Rechnung vom 04.11.1882 im Pfarrarchiv)

Hl. Sebastian

Lindenholz, ehemals weiß gefasst   Mitte 18. Jh.

Lindenholz, ehemals weiß gefasst Mitte 18. Jh.

Der von Pfeilen durchbohrte Märtyrer wird von einer Palme (Christussymbol) statt wie üblich von einer Säule hinterfangen.

Die als Standfläche dienende Säule mit reich geschnitztem Komposit-Kapitell stammt von einem der 1897 abgebrochenen Barockaltäre.

Der Hl. Sebastian ist einer der Schutzpatrone der 2. Kirche und wurde besonders verehrt. Nach dem Ausbruch einer großen Pest-Epidemie 1622 wurde die Sebastianus-Bruderschaft gegründet und der Kreuzkirche angegliedert.

Hl. Odilia

Das ursprüngliche Gotteshaus der Aachener Kreuzherren, die Julian-Kapelle, und das Klostergebäude waren beim Stadtbrand 1656 weitgehend zerstört worden. Die zweite Kreuzherrenkirche wurde im Jahr 1770 durch den Lütticher Bischof zu Ehren des heiligen Kreuzes, der Märtyrer Julian und Sebastian und der heiligen Odilia geweiht. Aus jener Zeit stammt ein Ölbild, das Odilia mit der Kreuzfahne und einen Kreuzherrn zeigt. Älter ist ein Büstenreliquiar der Heiligen – wahrscheinlich das Oberteil einer einstmals vollständigen Holzfigur. Wer heute das linke Seitenschiff betritt, streift die weiß-goldene Büste wahrscheinlich nur mit einem Blick. Nur eines der barocken Ausstattungsstücke der Kirche Hl. Kreuz – das Bildnis einer Heiligen, die weitgehend in Vergessenheit geraten ist – also lediglich ein Schmuckelement oder doch mehr?

Wie häufig bei Heiligenlegenden ist es schwer, den historischen Kern der Odilia-Überlieferung festzumachen. Belegt ist eigentlich nur, dass Odilia das Kloster Odilienberg im Elsass stiftete; sie starb dort als Äbtissin um 720. Die Legende erzählt, dass ihre Eltern, der elsässische Herzog Adalrich und seine Gemahlin Beresinde, lange Zeit kinderlos blieben. Als sich dann endlich Nachwuchs anmeldete, hoffte der Herzog auf einen Sohn und Erben – doch eine Tochter wurde geboren und es stellte sich obendrein heraus, dass das Kind blind war. Bitter enttäuscht und zornig gab Adalrich den Befehl, das Mädchen zu töten. Ehe es dazu kam, übergab Beresinde das Kind einer Magd, die es in ein französisches Kloster brachte; hier wuchs Odilia in der Obhut von Ordensfrauen auf. Die Nonnen führten sie zum Glauben und bereiteten sie auf die Taufe vor. Mit 15 Jahren wurde sie vom Missionsbischof Erhard in die Kirche aufgenommen – und im Augenblick der Taufe öffneten sich ihre Augen, das blindgeborene Mädchen konnte sehen! Odilia knüpfte Kontakt zu ihrem jüngeren Bruder, der ihre Heimreise organisierte. Zunächst verärgert, nahm Adalrich seine Tochter auf, er gewann sie lieb und hätte sie gern mit einem Adeligen verheiratet – doch Odilia, die sich zu einem klösterlichen Leben entschlossen hatte, floh nach Freiburg und kehrte erst zurück, als Adalrich versprach ihre Entscheidung und ihr Gelübde zu respektieren. Er schenkte ihr das Schloss Hohenburg, das sie zu einem Kloster umgestaltete. Bald lebten hundert Gefährtinnen zusammen mit ihr am Fuß des „Odilienberges“. Die Schwestern betreuten eine Armenherberge und ein Pilgerhospital. Schon zu Lebzeiten der Äbtissin sollen sich im Kloster zahlreiche Heilungswunder ereignet haben.

Nach ihrem Tod wurde der Brunnen auf dem Klostergelände zum Zentrum einer lebhaften Heiligenverehrung. Niemand ging am „Odilienbrunnen“ vorbei, ohne sich die Augen zu benetzen. Von Bildhauern und Malern wurde Odilia oft als Äbtissin mit der Heiligen Schrift, auf der zwei Augen liegen, dargestellt. Die Odilia-Büste in unserer Kirche ist leider beschädigt; die rechte Hand, die wahrscheinlich das Buch mit den Augen hielt, fehlt.

Nicht von ungefähr haben die Kreuzherren Odilia, die Patronin der Augenkranken, zur Schutzheiligen ihrer Kirche gewählt – neben Julian, dem Patron gegen Fieber, und Sebastian, auf den sich zahlreiche Bruderschaften zur Pflege und Bestattung Pestkranker berufen. Sie wussten sich – wie Odilia und ihre Mitschwestern – besonders den an Leib und Seele erschöpften Pilgern verpflichtet und den Kranken, die sie versorgten und um deren Heilung sie beteten. Sie empfahlen ihre Schützlinge dem gekreuzigten Herrn und den drei Patronen der Kirche: Odilia, Julian und Sebastian.

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