2500 Menschen kamen letzten Sonntag zur vierten „Pulse of Europe“-Demo auf den Katschhof. Beim zweiten Mal war ich auch dabei und habe sehr authentische Statements gehört: parteiübergreifend, religionsübergreifend und Nationen übergreifend. Die Zeit scheint reif zu sein für diese programmatisch sehr offene Bewegung für unsere große Idee von Europa, das Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Rechtssicherheit und die vielen kleinen Annehmlichkeiten, an die wir uns gewöhnt haben.
Der erstarkende Nationalismus macht diese Art von Bürgerbewegung notwendig für etwas, das über viele Jahre selbstverständlich zu sein schien. Viele sind die Ohnmacht und Hilflosigkeit satt, gegenüber all den populistischen Kritikern, die aus den unbestreitbaren Mängeln des Projektes „Europa“ politischen Gewinn schlagen wollen. Sie wollen etwas tun, wollen sichtbar und hörbar werden.
In 49 deutschen Städten und in 11 europäischen Staaten gibt es diese Demonstrationen sonntags um 14 Uhr schon. Vielleicht erleben wir hier gerade den Beginn eines europaweit neu entstehenden Bewusstseins der Zusammengehörigkeit.
Als Christ kann ich das nur unterstützen. Jesus von Nazareth hat die Gräben in der Gesellschaft seiner Zeit überwunden. Er heilte, was Menschen trennte und am Leben hinderten. Er hat diese Vision vom gerechten und guten Leben für alle Menschen vorgelebt und „Reich Gottes“ genannt. Seine Zuhörer ermutigte er, darauf zu vertrauen, dass es schon heute beginnt.
Vielleicht müssen auch wir noch viel größer denken als „Puls of Europe“, dürfen nicht an den Grenzen Europas stehen bleiben: „Pulse of mankind“, dürfen mit Gott den Pulsschlag einer gemeinsamen Menschheit fühlen – religionsübergreifend versteht sich.
Jürgen Maubach
maubach[at]franziska-aachen[.]de
Beitrag erschien in der AZ-Kolumne „anderseits“