Impuls zu Ostern / 04. April 2021
Der Lobpreis „denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen“ ist nicht aus der Bibel und stammt nicht von Jesus selber. Dennoch ist dieser Lobpreis nichts Neues; denn wir finden ähnliche Lobpreisungen im Alten Testament und in den Psalmen, in denen Gott wegen seiner Größe und Herrlichkeit gepriesen wird.
Es ist ein Abschluss, der das Vater Unser noch liturgiefähiger machen sollte und wurde im frühen 2. Jh hinzugefügt. Die Menschen damals wollten nicht einfach nur beten, sondern vor allem Gott loben und preisen, und das kam unter anderem auch aus der jüdischen Tradition, denn in jedem jüdischen Gebet wird vor allem Gott gelobt und gepriesen.
In der katholischen Liturgie ist das Vater Unser vom Schlussvers getrennt. An dieser Stelle erfolgt eine Einfügung, die die Grundanliegen des Vater Unser noch einmal zusammen fasst: „Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“ Und dann enden wir mit der feierlichen Lobpreisung Gottes: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen“
Damit geht es noch einmal um die Grundausrichtung des Vater Unser; denn in diesem Gebet geht es nicht um mich, um meine kleinen und alltäglichen Anliegen, sondern um die Verherrlichung Gottes, dass er anerkannt wird als der Herr, der Schöpfer, der die Geschicke der Welt und die Fäden meines Lebens in der Hand hält.
Am Ende nach dem Lobpreis kommt noch das Amen und jede*r einzelne bekräftigt: „ja, ich stehe dazu!“ Es bestätigt das, was Gott mir schenkt, und ich sage JA dazu. Mit meinem Amen drücke ich auch aus, dass das alles wahr ist, Amen ist auch ein Ausdruck für das Wahre, für das Treue und das Verlässliche.
Das Vater Unser verbindet. Es verbindet nicht nur die christlichen Konfessionen, auch Menschen jüdischen Glaubens können es mitsprechen und auch Menschen muslimischen Glaubens stößt man mit diesem Gebet nicht vor den Kopf. Ganze Generationen und Millionen von Zeitgenossen haben dieses Gebet gebetet oder beten es jetzt noch gemeinsam mit mir und letztlich verbindet es mich auch direkt mit Jesus, von dem wir dieses Gebet haben.
Das Vater Unser ist eine Kurzformel unseres Glaubens und eine Kurzformel unseres Christseins und das macht das Vater Unser so unendlich kostbar.
Das Vater Unser schenkt uns einen inneren Frieden und eine innere Ruhe. In diese Ruhe kann ich mich fallen lassen; denn ich weiß mich aufgehoben in der Großartigkeit meines Gottes. „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen“
Mit Jesus kam das Reich Gottes auf die Erde und ich bin bemüht, zu seinem Bestand und seiner Verbesserung beizutragen, indem ich versuche, das DU und nicht das ICH in den Vordergrund zu stellen. Manchmal gelingt es besser, manchmal weniger, aber ich arbeite daran.
Der zweite Begriff heißt nicht Macht, sondern Kraft. Hier spüre ich die nie versiegende Kraft, Dinge zu bewegen, die unmöglich erscheinen. Aber wie wird die Kraft Gottes für uns erfahrbar? Es ist keine Kraft, die uns niederdrückt und klein hält. Es ist eine Kraft, die uns aufrichtet und begründet ist in Gottes Verlässlichkeit, Zugewandtheit und Liebe zu uns Menschen. Sobald wir die Liebe, die uns geschenkt ist, weitergeben, können wir Dinge bewegen, die uns unmöglich erscheinen.
Ja, und die Herrlichkeit umschreibt alles, was im positiven Sinne vorstellbar und gleichzeitig im Detail nicht mehr beschreibbar ist. Für mich ist die Herrlichkeit gleichbedeutend mit Gott, der sich in seiner Ewigkeit nicht mehr in Raum und Zeit messen lässt.
Und wenn wir den Blick auf das jetzige Hochfest richten, dann beschreibt dieser Lobpreis genau das, was als Osterereignis beschrieben wird. Den Tod zu überwinden setzt voraus, dass es einen Gott gibt, der über den Dingen steht, der alle Fäden in der Hand hält, der mit entsprechender Kraft ausgestattet ist und in seiner Herrlichkeit alle Grenzen überwindet. Aus Liebe zu seinem Sohn Jesus hat Gott diese Grenzen überwunden und ihn aus der Gefangenschaft des Todes befreit und uns ist Ähnliches verheißen.
Ein schönes Osterfest wünscht Ihnen Reinhard Thomas