Impuls zum 5. So. der Osterzeit / 10. Mai 2020
Im Evangelium nach Johannes sind sieben „Ich bin“-Worte überliefert. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist das vorletzte dieser „Ich-bin“-Worte. Jesus spricht sie während des Paschamahls am Abend vor seiner Verhaftung zu den verwirrten und verängstigten Jüngern. Er will sie trösten, ihnen Mut zusprechen und Orientierung geben für die Krise, die allen bevorsteht.
Auch wir befinden uns seit vielen Wochen in einer Krise. Sie brach plötzlich und unerwartet über uns herein. Wir lebten unser Leben, gingen unsere gewohnten Wege und von einem Tag auf den anderen war alles anders. Wir wissen nicht, wie lange unser Leben noch eingeschränkt sein wird und wie wir mit den Folgen zu Recht kommen können. Wir sind geplagt von Ängsten und Zweifeln und suchen nach Orientierung.
Wenn ich die richtige Richtung auf ein Ziel hin suche, ist es sehr hilfreich, wenn mir jemand vorangeht. Sicher haben alle Menschen das schon einmal erlebt, wenn sie nach einem Weg gefragt haben: „Kommen sie mit, ich muss auch dort hin“. – Wie erleichternd ist es, wenn ich jemandem nachfolgen kann.
Das gilt für die ganz konkreten Wege, aber auch für Lebenswege im übertragenen Sinn, meine Lebensentscheidungen. Hoffentlich hat dann der, der mir vorangeht gute Absichten, damit ich nicht auf Irrwege gerate, die dann zu schlimmen Leidenswegen werden können. Mit weitreichenden Folgen für mich selbst oder für andere Menschen.
Jesus ist unser Freund. Er will uns in den Himmel, zu einem Leben in Fülle, aus der Enge heraus ins Weite, zu Gott führen. Jesus zeigt uns, wie wir zu diesem Leben in Fülle gelangen. Sein „Mensch sein“, die Art wie er lebte und vor allem wie er liebte, ruft uns in seine Nachfolge.
Wir Menschen sollen unser Umfeld, diese Welt und dieses Leben positiv verändern. Wir sollen Gottes Reich bauen, darum stehen wir in dieser Welt! Die Welt soll durch uns ein bisschen besser, ein bisschen schöner und vor allem gerechter werden.
Weil das nicht immer einfach ist und damit es trotzdem gelingt, hat Jesus seinen Jüngern einen Beistand zugesagt, eine Kraft, die in Krisenzeiten zu ihnen kommt, die ermutigt und stärkt. Und nicht nur ihnen, sondern auch uns ist diese Kraft zugesagt. Die freundliche, aufrichtende Stimme in unserem Inneren…
Wie wohltuend war in den letzten Wochen das freundliche Frühlingswetter. Die Sonne, die Wärme, die blühenden Sträucher. – Das alles hat mich davor bewahrt in Trübsinn zu versinken. Auf Streifzügen durch die Natur gemeinsam mit meiner jungen Hündin Milla kann ich Kraft tanken. Häufig kommen mir da die besten Ideen und heilsame Gedanken.
Den meisten Menschen geht es so. Die Natur ist grundlegend wichtig für uns. Wenn es uns nicht gut geht, merken wir das besonders. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Natur heilsam auf uns Menschen einwirkt. Für unser Immunsystem, für das Herz-Kreislaufsystem, für die Psyche. – Gott hat uns seine wundervolle Schöpfung geschenkt und anvertraut, damit wir sie bewahren. Für uns selbst und für die Generationen, die nach uns kommen. Auch das ist eine Frage der Liebe und Gerechtigkeit.
Eine gute Woche wünscht
Ihre Susanne Gerhards
Evangelium nach Johannes
Ich bin der Weg
1 Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? 3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. 4 Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. 5 Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? 6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7 Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 8 Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. 9 Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. 11 Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! 12 Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Text aus der Einheitsübersetzung 2016, Joh 14,1-12
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