Das größte Geschenk

Erschienen in der AZ-Kolumne „Andererseits“ – 13. September 2017

Eine ältere Dame steht mit ihrer vierjährigen Enkelin vor der Theke einer Metzgerei in der Aachener Innenstadt. Mit glänzenden Augen nimmt die Kleine die angebotene Scheibe Wurst entgegen und beißt herzhaft hinein. Die Ermahnung der Oma lässt nicht lange auf sich warten: „Wie heißt das Zauberwort?“ – Wahrscheinlich kennen Sie diese oder ähnliche Szenen aus eigener Erfahrung. Selten mit böser Absicht, vielmehr vor lauter Begeisterung oder auch, weil ihnen gar nicht bewusst ist, dass die Scheibe Wurst oder das Plätzchen keine selbstverständliche Beigabe zum Einkauf sind, verstoßen Kinder manchmal unwissentlich gegen die Höflichkeitsregel, sich für ein Geschenk zu bedanken.

Was viele solcher Alltagssituationen angeht, reicht normalerweise das sogenannte Zauberwort, ein einfaches „Dankeschön“, aus, um den Erwartungen des Schenkenden gerecht zu werden. Manchmal ist es aber auch nicht so leicht, eine angemessene Form zu finden, seine Dankbarkeit auszudrücken. Was der eine für eine selbstverständliche Hilfeleistung hält, löst beim anderen das Gefühl aus, tief in jemandes Schuld zu stehen. Und was die eine freimütig annimmt, ist bei der anderen mit der Erwartung verbunden, dass man sich zu gegebener Zeit bei ihr revanchiert.

Besonders in Familien, zwischen den Generationen ist Dankbarkeit oft ein heikles Thema. Sind Kinder ihren Eltern gegenüber zu Dankbarkeit verpflichtet? Dürfen Eltern von ihren Kindern Dankbarkeit erwarten? Und wenn ja, wofür eigentlich? Schließlich haben sich die Eltern freiwillig dafür entschieden, Kinder zu bekommen und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Trotzdem fragt man sich als Eltern manchmal, ob die Kinder überhaupt ermessen können, was man im Laufe der Zeit für sie tut, was man in Kleidung und Hobbys investiert, wie viel Zeit man für Fahrdienste aufbringt, wie häufig man auf die letzte Minute als Nachhilfelehrerin einspringt, tröstet, ermutigt, motiviert, noch schnell einen Kuchen für’s Schulfest backt – kurz gesagt, wie viel Geduld, Zeit, Nerven und nicht zuletzt Geld es kostet, bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind.

Der angesagte Aachener YouTuber Julien Bam hat eine ganz persönliche und sehr Aachen-spezifische Art gefunden, seinen Eltern zu zeigen, wie wichtig sie für ihn waren und immer noch sind. Sein Video „Das größte Geschenk an Mama und Papa“ überrascht mit wunderbaren Aktionen, nimmt die Zuschauer mit an bekannte und unbekannte Orte in Aachen und lässt neben dem Oberbürgermeister auch viele junge Leute zu Wort kommen, die ihren Eltern auf sympathische und authentische Weise sagen, wie sehr sie ihre Verlässlichkeit, ihre Unterstützung, ihren Rat, ihre Ermutigung, ihr Da-sein in allen Lebenslagen zu schätzen wissen. Schauen Sie doch mal rein und lassen sich verzaubern:

Andrea Kett
Bischöfliches Generalvikariat Aachen
andrea[.]kett[at]bistum-aachen[.]de

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