Jugendband Alibi aus St. Andreas
Fronleichnamsmorgen, gegen vier Uhr: Verschlafen frühstücken meine Tochter Gesa und ich, denn gleich soll es losgehen nach Sarajevo in Bosnien. Im letzten Jahr hatte die Jugendband „Alibi“ einen Gottesdienst in St. Andreas musikalisch gestaltet und dabei Don Mirko Simic kennengelernt, den Leiter der Caritas in Bosnien, der die Jugendlichen spontan zu einem Benefiz-Konzert eingeladen hatte.
Dank der unermüdlichen Arbeit von Herrn Rouette, mit freundlicher Unterstützung der Schulen und mit Hilfe von vielen E-Mails und Telefonaten hatte die Organisation der Tour tatsächlich geklappt, und wir wollen heute via München in die bosnische Stadt fliegen.
Also jetzt zum Flughafen und in bester Stimmung startet unser Abenteuer, auch wenn die Lufthansa zunächst mein Ticket im Computer nicht findet und mich nicht mitnehmen möchte. Gegen Mittag treffen wir endlich alle in Sarajevo ein und werden herzlich von Don Mirko und Renato, dem Manager der Caritas, in Empfang genommen. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir beim Caritasgebäude an und dürfen die Mitarbeiter der Caritas, allen voran Schwester Katha, die den Kindergarten leitet, kennenlernen. Wir machen eine Führung durch Kindergarten und Caritas, die Kinder bringen uns ein fröhliches Ständchen und wir besichtigen die große Suppenküche, die Don Mirko sichtlich am Herzen liegt: Dort werden täglich ungefähr 300 warme Mahlzeiten für Bedürftige, egal welcher Konfession, bereitet. Teilweise wird das Essen zu den Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, zur Caritas zu kommen, gefahren und bei der Essensausgabe nach dem Wohlbefinden der Leute geschaut. Wir sind tief beeindruckt, mit welcher Effizienz und logistischem Geschick dieses Projekt verwirklicht wird und können die Wichtigkeit für die Menschen vor Ort doch nur ahnen.
Am späten Nachmittag werden wir in die Innenstadt von Sarajevo gefahren, wo wir unsere Zimmer im privaten katholischen Gymnasium beziehen dürfen, auch dort werden wir geradezu liebevoll begrüßt und versorgt. Abends zeigt uns Renato sein Sarajevo… die verwinkelte, orientalische Altstadt, das moderne, neu aufgebaute Sarajevo, aber auch die immer noch vorhandenen Wunden der Stadt, Bauruinen und Einschusslöcher vom Krieg.
Am nächsten Tag ist der Konzerttag: Wir werden vormittags noch zu den Quellen der Bosna gefahren, ein herrlicher Park, der in der k.u.k. Zeit angelegt wurde. Nach diversen Fotos und dem Verlust einer Sonnenbrille im Fluß geht es zum Soundcheck auf die Bühne. Leider hat die Technik Tücken, es gelingt den beiden Soundmenschen leider während des Auftritts nicht, die ideale Aussteuerung hinzubekommen. Am Ende des Konzertes hat Alibi aber noch einen, von der bosnischen Jugend umjubelten Auftritt, den Gerd Waltmann gewohnt souverän aussteuert.
Den folgenden Tag verbringen wir mit der Besichtigung des ältesten bosnischen Klosters, einem Zug durch die Altstadt und abends einer Präsentation der Projekte der Caritas, die uns alle sehr bewegt. Wieder einmal wird klar, wie sehr unsere Mitarbeit und Unterstützung weiterhin in Bosnien gebraucht werden.
Der nachfolgende Sonntag bringt leider schon den Abschied für uns; wir müssen uns von lieben Menschen, die uns mit warmer Herzlichkeit entgegengekommen sind, verabschieden, nicht ohne uns sicher zu sein, dass wir gerne im nächsten Jahr wieder kommen möchten.
Sabine Meyer-Wagner