Dieter Spoo zum Auftritt von Alan Ames in St. Andreas
Durch einen Hinweis in der Zeitung wurde ich auf einen Gottesdienst in St. Andreas aufmerksam. Mit Alan Ames, der die Gabe der Heilung besitzt. Ames heilt durch Handauflegung und steht nach eigenen Angaben mit Engeln und Heiligen in Kontakt. Die lassen ihn weissagen und machen ihn zum heilenden Werkzeug Gottes. Ames hat die klischeehafte Karriere so vieler „Bekehrter“ aufzuweisen. Vom Schläger und Rauhbein zum sanften Vertreter des Glaubens und dann noch mit mystischen Fähigkeiten. In uralten Legenden gibt es solche Menschen häufig.
Ich bete selbst zu Gott und glaube an seine Verbindung zu uns Menschen. Ich glaube an Gott, der die Welt erschaffen hat und ihr die Gesetzmäßigkeiten gegeben hat, die unser Leben bestimmen. Ich glaube an Gott, der Unerwartetes Wirklichkeit werden lässt. Ich brenne für Jesus Christus und seine Botschaft, die in der Bergpredigt fokussiert ist.
Aber ich bin äußerst skeptisch, wenn selbsternannte Heiler uns erzählen, sie seien Gottes Planvollstrecker und könnten die Welt aus den Angeln heben.
Ich habe in meinen Jugendzeiten selbst in der charismatischen Gemeinderneuerung Antwort auf Glaubensfragen gesucht. Gefunden habe ich verzweifelten Wunderglauben, viele fadenscheinige Heilungsgeschichten, viele Wichtigtuer und ganz viele Menschen, die sicher waren, dass Gott gerade ihnen helfen würde und anschließend in völliger Mutlosigkeit verharrten.
Diese Erfahrungen haben mir noch einmal vor Augen geführt, dass wir mit unserem Glaubensmut und unserer Tatkraft Menschen helfen können und sollen. Dass Gott uns auf oft verborgene Weise zur Seite steht – und dass dies nie nach Mustern abläuft.
Ein Mensch, der sich selbst zum Empfänger aller Geistesgaben hochstilisiert und sich in Bildern mittelalterlichen Glaubens zum Heilsbringer erklärt, ist ein Relikt alten Märchenglaubens, der in der Folge nicht Hoffnungen weckt, sondern zerstört.
St Andreas ist eine Kirche der Pfarre Franziska von Aachen. Einer aufgeklärten Gemeinde, die versucht Gott und Gottesbilder in ehrlicher Weise in unsere Zeit zu bringen. Hier werden Traditionen wertgeschätzt und mit neuen Wege verbunden. Es wird viel experimentiert und gesucht. Wir alle bemühen uns den christlichen Glauben von Esoterik und egoistischen Glaubensströmungen abzusetzen. Wir versuchen, sensibel und behutsam Spuren des Glaubens zu finden. Aberglaube und Hokuspokus habe ich hier weder gefunden noch vermisst.
Ich habe große Sorge, dass ein offiziell geförderter Gottesdienst mit einem Wunderheiler mit Erfolgshomepage und Echtheitsgarantie ein verhängnisvolles Zeichen für die Zukunft unserer Gemeinde ist.
Dieter Spoo, Citykirche