Menschen in der Soers sollen gut leben können

Aus dem Andreasboten

In einer derart dynamischen Welt wie unserer ändern sich Rollenschwerpunkte in menschlicher Gemeinschaft auch in einem „Dorf“ wie der Soers permanent. Fakt ist, dass in unserer Heimat ein Drittel der Bevölkerung „religiös ohne einen Bezug zu Gott“ lebt. Zwar sind noch zwei Drittel der Menschen christlichen Kirchen zugewandt, von denen aber wiederum nur 10 % regelmäßige Gottesdienstbesucher sind. Am Wochenende zählen wir in unserer Andreaskirche etwa 200 Teilnehmer in den beiden  atholischen Eucharistiefeiern.

Gott erreicht aber seine Wirkung nicht nur in Messen, sondern auch durch das Kirche-Sein der als normale Christen vor Ort lebenden Menschen. Gott will durch seine Jesus-Nachfolger erreichen, dass alle Menschen in der Soers gut leben können. Wenn christliche Nachbarschaft für diese Wirkkraft vor Ort sorgt, breitet sich das Evangelium Jesu Christi aus. Dazu bedarf es aber nach Aussage von Bischof Mussinghoff beim Pfarrgemeinderatstag 2012 Anfang März dreier unveränderbarer Rollenschwerpunkte einer katholischen Gemeinde: Wenn die Gemeinde St. Andreas vor Ort gottverwurzelt, dialogisch und glaubwürdig lebt, hat sie vor Gott bei aller Bedrängnis eine Existenzberechtigung und wird deshalb von der kirchlichen Hierarchie in ihrer Wirkkraft unterstützt. 

Dabei gilt nicht zuletzt wegen des sich zuspitzenden Priestermangels (als Folge des Gläubigenmangels) die Aufforderung zur Selbstorganisation der ehrenamtlichen Helfer vor Ort, indem das Bistum sie ermuntert:

„Macht, was ihr könnt, damit Gottes Geist durch euch wirken kann!“

Der Bischof begründet diese Ermutigung zur Eigenverantwortung inhaltlich als Laienapostolat: Nicht-hauptberufliche Ehrenamtler mitten aus dem Volk Gottes (in Familie, Beruf und Freizeit) sind durch ihre Taufe zum allgemeinen Priestertum berufen. Dabei ist „Laie“ nicht etwa jemand mit  Mangelerscheinungen, sondern Amtsträger zur Ehre Gottes mit der Bereitschaft, Kooperation mit Hauptamtlern auf Augenhöhe und Entscheidungsbefugnis auszuüben.

In unserer Gemeinde St. Andreas kommen diese Tugenden, Begabungen und Talente konkret in der Arbeit von 12 Ministern (Dienern) zur Geltung, ohne dass sich jemand dieser Berufung sonderlich rühmt. Dabei begleitet uns Gemeindereferentin Christiane Rath.

Kümmerer und damit Ansprechpartner für alle Soerser vor Ort sind in diesem Ministermodell folgende „Minister“:

Liturgie (Messdienst, Wort-Gottes-Feiern, Sakristei, Lektoren, Kommunionhelfer, Taufen, Eheschließungen, Vermeldungen, Begräbnisse, Messintentionen, Prozession): Hildegard Döltgen

Missionarische Gemeinde und Förderverein (Pastoral, Katechese, Glaubensvertiefung): Bernhard Grün

Caritas und Diakonie (Armenhilfe, Gefangenenbesuche, Altenheimkontakte, Altenbesuchsdienst, Krankenkommunion, Rumänienhilfe, Bosnienhilfe, Neuzugezogenenkontakte, Seniorentreff, Geburtstagsfeiern): Ruth Loenißen und Karin Kusenbach

Öffentlichkeitsarbeit (Andreasbote, Internetpräsentation, Soerser Forum, Schaukasten, Pressearbeit): Jörg Birkhölzer und Hans-Karl Rouette

Dialog der Religionen (Ökumene, christlich-jüdische Zusammenarbeit, Islamkontakte): Annelore Einmahl

Organisation (Sitzungsvorbereitung mit Kernteam, Sitzungsleitung, Gemeindebüro, Gemeindezentrum, Gemeindegarten, Gebäudemanagement, Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand): Rolf Stens und Thomas Wesseler

Kontakte (intern und extern als Vorsitzender des Gemeindeteams) und Medien-Management: Markus Schröder

Festausschuss und Brauchtumspflege (Kontakte zu Landwirten, Schützen und Karneval, Erntedank, Kirchenmäuse): Paul Reinders

Begegnung der Menschen (Gemeindetreff, Patrozinium, Krippe, Praktische Hilfe): Günther Gerads

Jugend (Bücherei, Jugendtreff): Sabine Meyer-Wagner und Renate Esch

Familie und Kinder: Barbara Thöne

Kirchenmusik und Café-Gespräch: Johannes Lennartz

Auch wenn Bischof Mussinghoff auf die Frage, wann denn in seinem Bistum die schon jahrelang andauernde Strukturdebatte ein Ende finden wird, antwortet:  „Ich habe Lust, mich bald ausschließlich inhaltlichen Fragen unseres Glaubens zu widmen“, gibt er der Kirche vor Ort dennoch die Aufgabe vor, ihre Selbstorganisation in Formen zu gießen. Dazu ist ein Konsultationsprozess angestoßen, welcher die Bedeutung des Laienapostolates hervorhebt. Es fragt sich allerdings, ob der Bischof nicht schon in absehbarer Zeit zu weiteren, zentralisierenden Fusionen auf Groß-Stadt-Ebene anstelle von bisher 8 Gemeinschaften der Gemeinden in der Region Aachen-Stadt gezwungen sein wird, weil der Priestermangel derart rapide zunimmt. Denn dem Bischof sind kirchenrechtlich die Hände dahingehend gebunden, dass eine Gemeinschaft von Gemeinden immer von einem Priester geleitet werden muss.

Unsere Gemeinschaft der Gemeinden „Franziska von Aachen“ (zugleich Pfarre) wird ab Juni 2012 wieder von zwei in der Leitung gleichberechtigten Pfarrern, Pfarrer Franz-Josef Radler und Pfarrer Dr.  Claus Michael Wolf geführt. In dieser Pfarre sind die Strukturen weit gediehen und bewährt: Ein Kirchenvorstand für Finanz-, Bau- und Personal-Angelegenheiten; ein gewählter Pfarrgemeinderat (zukünftig GdG-Rat) für pastorale Arbeit mit der gerade erfolgreichen und richtungweisenden  Überarbeitung des schon lange praktizierten Pastoralkonzeptes; gewählte Gemeindeteams vor Ort (zukünftig Gemeinderäte), die Hand-in-Hand mit den Priestern und mit den hauptamtlichen Laientheologen im Pastoralteam zusammenarbeiten.

Unser Gemeindeteam St. Andreas ist mit 20 gewählten Mitgliedern (darin mit dem Ziel der Vernetzung: 4 Kirchenvorsteher und 4 Pfarrgemeinderatsmitglieder) optimal besetzt, sodass die Pfarrleitung Selbstorganisation vor Ort wohlwollend zulassen kann. Dabei obliegt dem Kirchenrektor aller Einblick in jegliches liturgische Geschehen in unserer Kirche, in der neben Gottesdiensten vor allem Kirchenmusik eine große Rolle spielt.

Wenn nun also der Bischof neue, einheitliche Synodalgremien einrichten will, sind wir in unserer Pfarre „Franziska von Aachen“ dafür gut gerüstet. Ein Bild von Bischof Mussinghoff beschreibt die Pfarrei wie eine Ellipse mit zwei gleichberechtigten Brennpunkten – GdG-Rat (früher PGR) als übergeordnete Planungs- und Entscheidungsebene einer kooperativen Pastoral verschiedener kirchlicher Orte (Territorialgemeinden; Kategorialverbände, Ordensgemeinschaften, Caritasstationen, Kindergärten, Schulen, Gemeinden nichtdeutscher Muttersprache, neue Gemeinden mit Gruppenbezug wie „Kafarnaum“ oder „Zeitfenster“) und Gemeinderäte (früher Gemeindeteams), wo der Geist Gottes sich durch das Wirken der Ehrenamtler vor Ort bemerkbar macht, damit z.B. Menschen in der Soers gut leben können. Hierarchisch über allem agieren die Diözesanräte der Priester, Pastoral und Katholiken und als Letztinstanz der Bischof. Wenn allerdings wie vom Bischof energisch gefordert christliche Laien mit ihrem weltlichen Sachverstand, mit ihrer gottverwurzelten Glaubwürdigkeit und mit ihrer Dialogbereitschaft in und außerhalb der Kirche machen sollen, was sie können, darf man in der aktuellen Strukturplanung das so gelobte Laienapostolat nicht wahltechnisch „auf den Kopf stellen“: Es ist nach unserer positiven Erfahrung mit unserem Ministermodell, mit unserem sehr aktiven, gewählten Gemeindeteam und durch das Zusammenwachsen von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat aus 7 ursprünglichen Pfarren einer „Weggemeinschaft“ erforderlich, in der Ellipse der GdG den Brennpunkt „Gemeinderat“ wählen zu lassen und von dort Delegierte in den GdG-Rat zu entsenden. Der umgekehrte Weg einer Wahl des GdG-Rates mit Delegation von Abgesandten in die Gemeinderäte wäre weltfremd und dem Subsidiaritätsprinzip und der geforderten Solidarität zuwider. Es gibt allerdings noch die Option, beide Räte wählen zu lassen, was unserer jetzigen Situation entsprechen würde, die sich bewährt hat.

Das Gemeindeteam von St. Andreas

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