Mach die Dinge besser!

Jürgen Maubach schrieb in der AZ-Kolumne „andererseits“ vom 24.04.2018:

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Bis heute geht eine Faszination davon aus, wenn traditionsreiche Institutionen Höhepunkte inszenieren, ob das die Hochzeit der Royals in Windsor ist oder die Seligsprechung von Clara Fey am 5. Mai im Aachener Dom. Aber was bleibt am Ende des Tages für Menschen, die mit katholischer Heiligenverehrung wenig anfangen können? Mit Clara Fey rückt eine Frau unserer Stadt ins Bewusstsein, die mich sehr beeindruckt und von der ich noch viel lernen kann.

Wie oft bringen mich die Herausforderungen unserer Zeit zum Verzweifeln und lassen mich ohnmächtig zurück: Flüchtlingselend, Klimawandel, Syrienkrieg, Fremdenhass, Bienensterben, …  Was kann ich da tun? – Noch viel heftiger muss Clara Fey das erlebt haben. Die Industrialisierung brachte Not und Elend für breite Bevölkerungsschichten in Aachen mit sich. Täglich begegnete sie, aus gutem bürgerlichem Haus stammend, ausgemergelten und verwahrlosten Kindern auf der Straße. Das ließ ihr keine Ruhe. Sie erkannte, dass Bildung der Schlüssel zur Veränderung ist. 1837, selber erst 22 Jahre alt, setzte sie ihr ganzes Vermögen ein und gründete mit Freundinnen eine Armenschule. – Jammere nicht, mache die Dinge besser!

„Ja aber“, höre ich es in mir, „die Konzerne bestimmen die Politik, die Parteien denken nur an ihre Macht, gegen diese Strukturen kommt man nicht an!“ – Clara Fey hat es vorgemacht, im autoritären Preußen, das die Neugründung von Orden eigentlich verbat, in einer Kirche, in der der Klerus mit dem Bewahren des Bestehenden beschäftigt war, in einer Zeit, in der Frauen keine Rechte hatten. Da geht sie mutig ihren Weg, zeigt Gründergeist. – Fang etwas Neues an, außerhalb der bestehenden Strukturen!

„Heute denkt doch jeder nur an sich!“ – Aber Clara Fey hatte eine Vision, war bewegt von einem Traum, der weit über sie hinausging und deshalb auch andere begeisterte. Sie sah in den Kindern, für die sie mit ihren Mitstreiterinnen da war, Jesus. Deshalb wurden sie die „Schwestern vom armen Kinde Jesus“, eine Ordens-Gemeinschaft, in der weltweit ca. 450 Frauen bis heute in ihrem Geiste wirken. – Mich einzusetzen für eine große Sache, kann mich davon befreien, mich nur um mich selbst zu drehen. Ich werde sicher mal bei ihr vorbeischauen, vielleicht ist ja etwas von diesem Geist spürbar. Ab dem 6. Mai in der neu gestalteten Kind-Jesus-Kapelle auf der Jakobstraße.

Jürgen Maubach

Gemeindereferent in der Pfarre Franziska von Aachen

maubach[at]franziska-aachen[.]de

Foto: Ariel Lustre / Unsplash

 

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