Um zu leben, braucht es Gesichter des Friedens

Alle drei Filme, die mit jugendlichen Flüchtlingen gedreht wurden, werden vom 27.8.-2.9., 18.00 Uhr, im Apollo gezeigt – jeweils alle drei: “Wie geht Deutschland?”, “Eine Banane für Mathe” und “Um zu leben”

Ich bin ein Fremder ohne Heimat …“, so beginnt ein Filmsong, den Muntaka getextet hat. Er ist in Deutschland geboren, hat afrikanische Wurzeln. Das Lied erzählt von der Flucht nach Deutschland und endet mit: „Ich gehe dort hin, um zu leben.“ Ähnlich heißt es in der Heiligen Schrift: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen“ (Levitikus 19,34).

Diese Weisung steht genau in der Mitte der Fünf Bücher Mose. Gott gibt dem auserwählten Volk am Berg Sinai nicht nur die Zehn Gebote, sondern mit dem Buch Levitikus auch eine „Hausordnung“, die Regeln für friedliches Zusammenleben. Immer dort, wo an diese Hausordnung erinnert wird, wo sie gelebt und aktualisiert wird, erkennen wir die Liebe Gottes im Miteinander der Menschen und blicken in Gesichter des Friedens.

08_UM_ZU_LEBEN Photo Happy Endings Film

In der Soers und in unserer Gemeinde St. Andreas hat sich das Ehepaar Michael Chauvistré und Miriam Pucitta mit der Produktionsfirma „Happy Endings Film“ auf Dokumentarfilme spezialisiert. Mit einem Projekt in Zusammenarbeit mit der Reformpädagogischen Sekundarschule am Dreiländereck wollten sie minderjährige Flüchtlinge, die dort den Schulabschluss machen können, ursprünglich erzählen lassen, was der wichtigste Tag in ihrem Leben war, der Tag, an dem sie erwachsen wurden. Die Jugendlichen aus Syrien, Guinea, Afghanistan und Kamerun schrieben ihre Geschichten auf. Weltweit machen Minderjährige wie sie etwa die Hälfte der knapp 60 Mio. Flüchtlinge aus (2009: 41 %; 2014: 51 %, Quelle: UN).

Tragisch waren ihre Geschichten alle und hatten, wie Miriam Pucitta erzählt, immer mit Tod und Verlust zu tun. Doch, so wundert sich Michael Chauvistré: „Alle wollten von der Flucht erzählen und wollten auch die Flucht nachspielen. Wir waren überrascht, dass die das wollten … Wir haben auch gedacht: O je, jetzt kommen die da in ihre Geschichte rein, wird das nicht zu viel? Wir sind ja Filmemacher und keine Psychologen oder Sozialarbeiter.“ Julio Waffo aus Kamerun, einer der jungen Flüchtlinge, die im Film ihre Geschichte noch einmal darstellen, beschreibt: „Am Anfang war das wirklich nicht einfach, darüber zu sprechen. Doch unter uns gab es keine Geheimnisse, wir haben uns geöffnet.“

10_UM_ZU_LEBEN Photo Happy Endings Film

Das Erstaunliche: Das Projekt war zwar „sehr schwer, aber auch sehr lustig“, wie Abdulaja aus Guinea erzählt. „Die Jugendlichen sind selbstbewusster geworden“, beschreibt Miriam Pucitta eine Erfahrung aus der Arbeit „hinter der Kamera, neben der Kamera und vor der Kamera“: „Es ist so ein Sprung, den man nach vorne macht. Klar sagen sie, sie haben jetzt Freunde gefunden – aber es ist schwer, so in sich hineinzuhorchen. Ich glaube, es ist unheimlich viel passiert.“ Ergebnis ist der 22-minütige Film, dem Muntakas Lied den Titel gegeben hat: „Um zu leben“. Am 31. Mai hatte er im Apollo-Theater in Aachen Premiere.

„Haben Sie sich von Anfang an willkommen gefühlt?“, fragte eine Moderatorin des ARD-Morgenmagazins beim Besuch von Michael Chauvistré und Julio im Studio. „Da, wo ich herkomme“, antwortete Julio, „in Aachen – also, die Aachener sind nett.“

Der Film kann für Vorführungen mit anschließender Diskussion gebucht werden unter: office[at]happy-endings[.]de.

Dr. Angela Reinders

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