Jesuiten verlassen Aachen

In Absprache mit den Verantwortlichen des Bistums Aachen hat der Provinzial der Deutschen Provinz der „Gesellschaft Jesu” („Societas Jesu”) die Auflösung der Aachener Jesuitenniederlassung zum Ende des Jahres 2012 verfügt, in der zur Zeit die vier Patres, P. Josef Bill, P. Johannes G. Gerhartz, P. Heinz-Walter Hammes, P. Hans-Theodor Mehring, wohnen.

Damit geht eine mehr als 400 jährige Geschichte des Ordens in Aachen vorerst zu Ende. Sie war schon mehrfach unterbrochen worden: durch das Verbot des Ordens durch den Papst (1773-1814), die Ausweisung aus dem Deutschen Reich im Kulturkampf (1872-1917), die Vertreibung durch die Nazis (1941-1945).

Ab 1962 waren und sind Jesuiten in Aachen wie bistumsweit tätig in der Jugendarbeit (Katholische Studierende Jugend/KSJ-ND, Jugendwerk für internationale Zusammenarbeit, Bleiberger Fabrik, Schulseelsorge), in der Erwachsenenbildung (Männerseelsorge, Soziale Seminare, Katholische Akademie), im diözesanen und internationalen Kolpingwerk, in der Karls-Gilde, in geistlicher Begleitung wie Exerzitien, in der Seelsorge an den Kirchen Sankt Alfons und Sankt Peter, in der Klinikseelsorge, am Missionswissenschaftlichen Institut von Missio wie als Mitarbeiter von Misereor, in der Katholischen Glaubensorientierung.

Als „Stadtnomaden” wohnten die Jesuiten in diesen Jahren zur Miete an verschiedenen Orten: in der Kleinmarschierstraße, der Eupener Straße, der Lothringer Straße, der Leonhardstraße, der Jägerstraße.

Der Satzung des Ordens folgend: „es ist unsere Berufung, in jedweder Gegend der Welt unterwegs zu sein und das Leben zu führen, wo mehr Dienst für Gott und Hilfe für die Seelen erhofft wird”, haben wir Patres in der Stadt wie im Bistum gern unsere Schuldigkeit getan. Leider musste der Provinzial aus Personal- und finanziellen Gründen jetzt die oben genannte Entscheidung treffen, die nicht nur von Seiten des Bistums bedauert wird.

Dankbar sind wir Jesuiten für alles Wohlwollen und Wohltun von Seiten der Menschen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben und schenken.

Hans-Theodor Mehring S.J., Superior der Jesuitenniederlassung Aachen

Wie geht es weiter in St. Peter und in der Pfarre Franziska von Aachen?

Lesen Sie den Brief von Pfarrer Franz Josef Radler an die Gemeinde St. Peter.

Liebe Gemeindemitglieder und liebe Gottesdienstbesucherinnen und -besucher von St. Peter!

Sie haben erfahren, dass die Jesuiten mit Ende des Jahres 2012 Aachen verlassen werden. Ich bin sicher, dass viele Menschen in St. Peter, aber auch in ganz Aachen und Umgebung diese Nachricht sehr bedauern und traurig sein werden. Denn ohne Zweifel haben die Jesuiten in den vergangenen sieben Jahren das Leben in St. Peter entscheidend geprägt: durch die Messfeiern und die Beichtseelsorge, durch „spirituelle Abende“ und „theologische Matineen“ und durch die Hinführung Erwachsener zum Glauben.

Ich persönlich bin sehr betroffen über die Entscheidung des Jesuitenprovinzials, habe aber Verständnis dafür. Eigentlich war die Tätigkeit der Jesuiten an St. Peter bis 2015 vorgesehen. Aber auch ein Provinzial steht manchmal vor Grenzen, die die konkrete personelle und finanzielle Situation des Ordens ihm setzen. Im Vorfeld seiner Entscheidung hat der Provinzial offen und ehrlich mit mir gesprochen. Und ich bin davon überzeugt: Ein Beharren auf formalen Vereinbarungen hätte in dieser Situation letztlich niemandem gedient! In diesem Sinne bitte ich Sie, gemeinsam mit mir die Entscheidung des Provinzials anzunehmen und ab sofort den Blick darauf zu lenken, wie denn die Zukunft aussehen kann.

Bei aller Betroffenheit über die Entscheidung als solche bin ich dankbar, dass sie schon zu diesem frühen Zeitpunkt veröffentlicht worden ist. Das gibt der Gemeinde St. Peter, der Pfarrei Franziska von Aachen und auch dem Bistum die Möglichkeit, ohne Eile, aber dennoch zielstrebig zu überlegen, in welcher Form es mit der Kirche St. Peter und den dort angesiedelten seelsorglichen Aktivitäten weitergehen kann. Ich betone ausdrücklich, dass es zurzeit keinen Plan „in der Schublade“ gibt, sondern dass die Zukunft wirklich offen steht. Wir werden im Gemeindeteam St. Peter, in Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Pastoralteam der Pfarrei Franziska von Aachen und in Abstimmung mit dem Bistum ab sofort in die Zukunftsüberlegungen einsteigen. Falls Sie sich dazu äußern möchten oder Vorschläge haben, lassen Sie es mich bitte wissen.

Ich wünsche den Jesuiten gute Kraft für die noch verbleibende Zeit ihres seelsorglichen Wirkens in Aachen. Uns allen wünsche ich Gottes Geist und Segen für unsere Planungen und Entscheidungen.

Herzliche Grüße  Ihr Pfarrer Franz Josef Radler

 

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