St. Adalbert

St. Adalbert ist eine kleine, aber bunte und aufgeschlossene Gemeinde in der Aachener Innenstadt zwischen Shoppingmeile und sozialem Brennpunkt – mit neuen Impulsen und Ideen und zugleich jahrhundertelanger Tradition.

Im Jahr 1005 von Kaiser Otto III. gegründet, war das Adalbertstift lange die zweitwichtigste Kirche der Stadt nach der Marienkirche, dem heutigen Dom. Nach der Französischen Revolution wurde St. Adalbert Pfarrkirche, damals mit einem großen Einzugsgebiet in der schnell wachsenden Stadt im 19. Jahrhundert. Der Arzt und Gründer des päpstlichen Missionswerks missio, Heinrich Hahn, wirkte hier, und Ordensfrauen linderten die soziale Not der Industrialisierung. 

Wegen ihrer großen historischen Bedeutung wurde St. Adalbert in den 1930er-Jahren mit wenigen anderen Kirchen im neugegründeten Bistum Aachen zur Propsteikirche erhoben; diesen Ehrentitel trägt sie bis heute. In der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde Josef Buchkremer, Priester an St. Adalbert und späterer Weihbischof in Aachen, wegen Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ und anderen Aktivitäten gegen das Regime verhaftet und von 1942 bis 1945 im KZ Dachau inhaftiert. Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg zerstörten das Kirchengebäude bis auf die Grundmauern und töteten Propst Heinrich Dürbaum.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg schritt schnell voran, das Gemeindeleben blühte wieder auf, auch durch Flüchtlinge. Die Pastoral in der Innenstadt mit ihrem rasanten sozialen Wandel und die Alterung der angestammten Gemeinde stellte St. Adalbert vor massive Herausforderungen. Weil viele pastorale Angebote für die ganze Innenstadt in guten Händen liegen, kann sich die kleine Gemeinde, die sich in St. Adalbert versammelt, heute trotz ihrer geringen Größe zumindest im Kleinen um diakonische Aufgaben kümmern. Dazu gehört insbesondere das Sonntagsfrühstück für Menschen in Not, die Kronkorkenaktion zugunsten in Not geratener Familien, ein kleines Missionsprojekt in der D.R. Kongo und der Einsatz für ressourcenschonendes Wirtschaften durch die Sammlung alter Handys. St. Adalbert engagiert sich im ökumenischen Dialog vor allem durch den persönlichen Austausch mit der evangelischen Gemeinde und das regelmäßige ökumenische Stundengebet.

Der gemeinsame Gottesdienst stärkt den Zusammenhalt, sonntags zur Eucharistie- oder Wort-Gottes-Feier, werktags beim Stundengebet. Zudem entwickelt sich die Kirche neu zu einem Anker für musikalische Veranstaltungen in der Stadt, die damit offen sein will auch für alle Menschen, die dem christlichen Gottesglauben und der hierarchisch verfassten Kirche kritisch bis ablehnend gegenüberstehen. Als eine der wenigen Kirchen in der Region besitzt sie zwei Orgeln (Rieger 1965, Wilbrand 1972), die regelmäßig von Künstler*innen aus dem In- und Ausland konzertant bespielt werden – und natürlich die Liturgie begleiten.

Neben der deutschsprachigen Gemeinde feiern in St. Adalbert auch die spanischsprachige und die koreanische Gemeinde ihre Gottesdienste, die zum internationalen Flair des Viertels um den Kaiserplatz passen.

St. Adalbert möchte ein Fels in der Brandung der Innenstadt sein – nicht als unveränderlicher dogmatischer Bremsklotz, sondern als hoffnungsspendender Anker in den Stürmen unserer Zeit, unverrückbar verankert unter den Menschen und trotz unserer kleinen Ressourcen mutig vorangehend. „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1Petr 3,15).