Einfach nur Gerechtigkeit

Jürgen Maubach schrieb in der AZ-Kolumne „andererseits“ vom 10.04.2019:

Es ist auch zu ärgerlich, die Jugendlichen spielen einfach nicht mehr mit. Anstatt sich wie die Öko-Bewegung und Umwelt–Parteien 40 Jahren an Fakten und Daten der Umweltzerstörung abzuarbeiten, stellen die Jugendlichen bei den Fridays for Future einfach nur die Gerechtigkeitsfrage. Entweder ist das unseriös oder genial. Auf jeden Fall wirkt es wie ein Befreiungsschlag, aus dem lähmenden Gezerre um notwendige Veränderungen, mit dem sich die Mehrheit stillschweigend abgefunden hatte. Jetzt stehen wir beschämt daneben, Millennials, die um die Jahrtausendwende geborenen, genauso wie alte 68er.

Es ist, als hätten sie es sich bei Jesus von Nazareth, ihrem Bruder im Geiste, abgeschaut. Der steckte auch in der Klemme, als er über eine Ehebrecherin urteilen sollte. Sollte er tatsächlich seine Überzeugung verraten, den Glauben an einen liebenden und barmherzigen Gott und die Frau schuldig sprechen? Oder sollte er den offenen Rechtsbruch riskieren und für Barmherzigkeit und Freispruch plädieren? Er durchschaute die Absicht der Ankläger und wechselte die Ebene, er klagte sie selber an und entzog ihnen die Legitimation zu urteilen. Beschämt gingen sie weg.

Fakten und Daten, hinter denen man sich lange verstecken konnte, wischen die Jugendlichen heute mit einer einzigen Frage vom Tisch: „Ist das gerecht, wie ihr mit unserer Zukunft umgeht?“ Da nutzt es auch nichts, mit der Schulpflicht hinterherzurufen. Ein allzu durchschaubares Manöver, um weiter Herr des Verfahrens zu bleiben. In ihren Augen können unsere Politprofis nach Hause gehen, so wie die Ankläger bei Jesus damals. Und die Frau, die quasi schon verurteilt war, erlebte einen Neuanfang – so wie unsere Hoffnung, dass wir die Sache mit dem Klima doch noch hinbekommen.

Jürgen Maubach

Gemeindereferent in der Pfarre Franziska von Aachen

maubach[at]franziska-aachen[.]de

Foto: Jörg Farys/Fridaysforfuture (cc by 2.0) / Flickr.com

 

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